Spam Referrer bei Google Analytics Statistiken
Trau keiner (Analytics) Statistik, die du nicht selber gefälscht hast. Für Website Betreiber, Kunden und Kooperationspartner bilden Statistiken rund um die Website wichtige Faktoren. Sie geben Aufschluss darüber, wie groß die Reichweite ist, wie das Verhalten der Leser auf der Site ist und wie wirksam eingebundene Werbung in einem Projekt sein kann.
Zweifelsohne ist die statistische Erhebung durch Google Analytics die anerkannteste Methode zur Messung von Seitenabrufen. Der Website-Inhaber bindet einen Tracking-Code ein, der mittels einer ID speziell für eine Website Besucherdaten erfasst. Ein denkbar simpler Vorgang, der doch seine Tücken hat. Doch zunächst steht der simple Nutzen im Vordergrund.
Der Nutzen der Google Analytics Statistiken
Google Analytics erhebt Daten über Herkunft der Besucher bis hin zur Verweildauer eines jeden Besuchers und die Anzahl der Seitenaufrufe durch jeden einzelnen Besucher. Außerdem werden Informationen gesammelt, wie sich der Besucher auf einer Website verhält. Allerdings erfasst Google Analytics auch Impulse, die durch so genannte Spam Referrer ausgelöst werden.
Die Problematik der Google Analytics Statistiken
Aussagekräftige Statistiken zu erheben ist allerdings für Website-Betreiber ein schweres, wenn nicht sogar unmögliches Unterfangen. Google Analytics erfasst Besucher von Spam Bots als reguläre Besucher und somit werden die erhobenen Statistiken verfälscht.
Klickt der Website-Betreiber im Google Analytics Account auf > Akquisition > Alle Zugriffe > Quelle Medium ergibt sich (in diesem Fall eine neu installierte WordPress-Seite ohne Inhalt und für Google gesperrt) dieses Bild:
Der Besucheranteil auf den Positionen 1, 3-7 sowie Position 9 ist auf Spam Referrer zurückzuführen (zusammen rund 75 % aller Seitenaufrufe). Zu ihrem Schutz sind die Quellen unkenntlich gemacht. Lediglich die beiden Position 2 und 8 sind auf echte Besucher (rund 25 %) zurückzuführen.
Somit ergibt sich ein Verhältnis von ca. 25 % echten Besuchern und ca. 75 % Seitenaufrufen durch Spam Referrer.
Eine solche Statistik wirkt auf Kunden und Kooperationspartner alles andere als vertrauenserweckend und schon gar nicht attraktiv, um auf eben einer solchen Seite z.B. Werbung zu schalten. Es liegt somit auf der Hand, dass Websiten-Betreiber bemüht sind, unliebsame Spam Aufrufe aus der Statistik auszugliedern und Kooperationspartner und Kunden würden es sehr begrüßen, wenn sie eine Google Analytics Statistik vorgelegt bekämen, die zu einem hohen prozentualen Anteil authentische, menschliche Website-Besucher vorzuweisen hätte.
Es stehen mehrere Fragen im Raum, wie man einerseits als Website-Inhaber mit diesem Spam in der Statistik umgeht und natürlich auch seitens der Kooperationspartner, wie man reagieren kann und sollte, wenn man eine statistische Erfassung wie die im oberen Beispiel vorgelegt bekommt. Sollte eine Kooperation lieber abgelehnt werden? Wie aussagekräftig sind überhaupt Erhebungen von Google Analytics?
Immer wieder wirft dieses vermeintlich heikle Thema diese Fragen bei Website-Betreibern auf:
- Wieso kommt es überhaupt zu Abrufen durch Spam Referrern?
- Kann man Spam Referrer aus den Statistiken entfernen?
- Ist es notwendig, Spam Referrer aus den Statistiken zu filtern?
- Beeinflussen Spam Referrer die Analytics Statistiken negativ?
- Wie sollten Website-Betreiber mit Spam-Aufrufen umgehen?
- Was bedeuten Spam-Aufrufe für Kunden und Kooperationspartner?
- Warum Website-Betreiber nicht aussperren sollten!
- Wie kommuniziert man als Site-Inhaber Statistiken an Kunden?
Antworten auf diese Fragen
Anhand einer Diskussionsrunde und einem Artikel von Ernesto Ruge will ich auf diese Fragen Antworten komprimieren und einen Leitfaden über den Umgang mit Spam Referrern und eine mögliche Kommunikation an Kunden und Kooperationspartnern an die Hand reichen.
Ernesto Ruge ist der Autor von binary butterfly, studierte an der TU Dortmund, ist Geschäftsführer bei ruhrmobil-E e.V. sowie freiberuflicher Entwickler, Server-Betreiber und kompetenter Ratgeber in der Facebook-Gruppe „WordPress & SEO – Allgemeine Fragen“.
1. Wieso kommt es überhaupt zu Abrufen durch Spam Referrern?
Seitenaufrufe von Spam Referrern sind ein leidiges Thema für jeden Website-Inhaber. Plötzlich schießen die Besucherzahlen in die Höhe und der Site-Betreiber freut sich auf einen hohen Zulauf, der die gute Arbeit einer Website zu honorieren scheint.
Ein näherer Blick auf die Statistiken im Google Analytics Account sorgt schnell für Ernüchterung. Spam Referrer haben entweder über einen Bot
- das Feld “Referrer” auf der Website gefüllt.
- als menschlicher Nutzer die eingebundene Analytics ID auf der Website ausgelesen, um diese zu bespammen.
- die Analytics ID einfach erraten, um sie vollzuspammen.
Dagegen kann man, so Ernesto Ruge, nicht wirklich etwas unternehmen. Zumindest nicht wirksam. Theoretisch kann der Website-Betreiber jedoch verschiedene Methoden probieren, um diesem Treiben Einhalt zu gebieten.
2. Kann man Spam Referrer aus den Statistiken entfernen?
Die Versuche, Spam Bots das Leben schwer zu machen, reichen vom Versuch, sie über robots.txt und .htaccess auszusperren bis hin zum Filtern aus den Google Analytics Statistiken. Plugins sollen ebenfalls Lösungen bieten. Eine Zusammenfassung verschiedener Möglichkeiten finden Sie in diesem Beitrag von Martina Kölsch, mindshape.de.
Gründe gegen derartige Abwehrmaßnahmen
Die Anweisung über die robots.txt sowie die .htaccess ist allenfalls als Empfehlung an Google zu verstehen. Die meisten Spam Bots halten sich daran nicht zwingend – eher gar nicht. Und der Ausschluss über robots.txt. und/oder .htaccess wirkt nicht gegen Spambots, die direkt über die Google Analytics User-ID kommen und Seitenabrufe faken, so Ronny Scholz.
Außerdem wächst die Anzahl der unterschiedlichster Spam Referrer beinahe täglich, so dass Website-Betreiber kaum noch hinterherkommen dürften, sie alle zu erfassen und dementsprechende Anweisungen zu erteilen, die letztlich nicht von den Spammern befolgt würden. Jede Plugin-Installation reduziert die Sicherheit einer Website.
3. Ist es notwendig, Spam Referrer aus den Statistiken zu filtern?
Grundsätzlich können Website-Betreiber über Google Analytics bekannte Spam Referrer aus der Statistik verbannen. Diese Möglichkeit ist ebenso wenig rückwirkend möglich, wie beim Setzen von Filtern gegen Spam-Bots.
Entscheidet man sich für die Verbannung bekannter Spambots, lässt sich dies durch Anklicken eines Häkchens aktivieren. Beim Setzen von Filtern müssen alle Spam-Bots einzeln in den Filter eingetragen werden. Bereits in den erfassten Statistiken entdeckte Spam-Besuche bleiben in der Statistik erhalten, nur neue Spamaufrufe werden nicht mehr gewertet.
Der prozentuale Anteil an Spamaufrufen wird also allmählich weniger und je nach Frequentierung echter Besucher kann die Zahl der Spambots irgendwann in einen verschwindenden Bereich rutschen. Wichtig zu wissen ist jedoch, dass die Aufrufe durch Spam Referrer nicht weniger werden, sondern die Werte nur nicht mehr in den Google Analytics Statistiken erfasst werden.
4. Beeinflussen Spam Referrer die Analytics Statistiken negativ?
Selbstverständlich beeinflussen Besuche von Spam Referrern die Google Analytics Statistiken. Schauen wir uns dazu die nachfolgende Graphik einer Internetseite an, die bereits besser frequentiert ist und akzeptable Verweildauern von Besuchern vorzuweisen hat. Die Verweildauer echter Besucher durch die organische Suche sowie Direktaufrufer sind grün markiert, Spam Bots wurden rot markiert.
Auffällig hierbei sind die beiden rot hinterlegten Positionen 5 und 7, die durch Besuche bekannter Spam Referrer erfasst wurden. Die durchschnittliche Verweildauer liegt bei 00:00:00 – diese Zahlen drücken selbstverständlich auf die gesamte durchschnittliche Verweildauer. Außerdem haben die Spam Bots lediglich jeweils 1,00 Seitenaufrufe pro Besuch generiert. In der Übersicht sieht es jedoch so aus, dass jedem Besucher eine durchschnittliche Seitenaufrufzahl von 3,53 und eine durchschnittliche Sitzungsdauer von 00:04.32 Minuten zugewiesen wird.
Tatsächlich wirken sich Besuche von Spam Referrern nachteilig auf die Gesamtstatistik aus. Sowohl die durchschnittliche Zahl der Seitenaufrufe pro Besucher wie auch die durchschnittliche Verweildauer werden nach unten gedrückt.
5. Wie sollten Website-Betreiber mit Spam-Aufrufen umgehen?
Im ersten Anschein ist eine negative Auswirkung durch Besuche über Spam Referrer nachgewiesen. Doch Ernesto Ruge und andere Mitdiskutierende rieten dazu, Ruhe zu bewahren und Gelassenheit an den Tag zu legen. Den Einwurf „Aber das gibt doch bestimmt ein schlechtes Ranking, weil die Verweildauer heruntergeht!“ kommentiert Ernesto wie folgt:
„Das glaube ich nicht. Erstens wäre das ein sehr schlechter Rankingfaktor, weil sie z.B. keine Daten kriegen, weil ich kein Analytics einsetze. Zweitens kennt Google das Problem doch selbst, und bei Google arbeiten keine technischen Laien. Die bauen doch keine Rankingfaktoren ein, die mehr von dem seit Jahren üblichen Bot-Hintergrundgrauschen im Web abhängen als von irgendwas anderes. Das ist doch keine Frickelbude.“
Zitat Ernesto Ruge: Google ist doch keine Frickelbude
Selbstverständlich ist es so, dass Google sehr genau weiß, welche Besuche eindeutig Spam Bots zuzuordnen sind und natürlich ist mit absoluter Sicherheit davon auszugehen, dass Google vollkommen bewusst ist, dass sich Spam-Aufrufe kaum effizient verhindern lassen.
Zwar können Website-Betreiber diverse Maßnahmen ergreifen, um Versuche zu unternehmen, Spam-Aufrufe zu unterbinden oder aus den Statistiken zu exkludieren. Jedoch weiß Google auch, dass dies nicht die Tatsache ändert, dass Spamaufrufe stattfinden. Insofern kann davon ausgegangen werden, dass Spambesuche von Bots nicht als Rankingfaktor herangezogen werden. Letztlich ist es also relativ gleichgültig, ob Website Betreiber im Google Analytics Account bekannte Spam Bots aus der Erhebung filtern oder nicht – die Besuche erfolgen trotzdem.
Dieser Aussage stehen Bedenken gegenüber, Websiteaufrufe durch Spam-Bots belasten unnötig den Server mit “unnützem Traffic” und die Annahme, Spambesucher seien schädlich. An dieser Stelle verweise ich auf das kleine Experiment, zu dem ich Sie zum Abschluss meines Artikels einlade. Dennoch kann ich nicht mit absoluter Sicherheit verneinen, dass es nicht auch schädliche Seitenaufrufe gibt. Doch dies wäre dann zum “herkömmlichen” Spam durch bekannte Spamreferrer zu differenzieren.
6. Was bedeuten Spam-Aufrufe für Kunden und Kooperationspartner?
Auf diese Frage gibt es eine kompakte Antwort: Nichts.
7. Warum Website-Betreiber nicht aussperren sollten!
Wie in Punkt 2 erwähnt, gibt es Maßnahmen, die man als Website-Inhaber ergreifen kann. Ob man sie ergreifen sollte, steht auf einem anderen Blatt geschrieben. Fragenden wird geraten, Spam Bots über die .htaccess und die robots.txt auszuschließen. Außerdem können sie bekannte Spam Referrer im Google Analytics Account per Häckchensetzung aus der Statistik verbannen und zudem noch nicht bekannte aber entdeckte Spam Referrer über die Filter aus der statistischen Erfassung ausgrenzen.
Diese Arbeit können sich Website-Betreiber laut Ernesto Ruge und weiteren Mitdiskutanten sparen. Aus diesen Gründen:
- Spam Referrer müssen die Website nicht besuchen, um vermeintliche Besuche zu generieren. Sie fungieren Seitenaufrufe direkt über die Analytics ID.
- Da Spam Referrer gar nicht erst die Website aufrufen, hilft ein Ausperren über .htaccess und robots.txt nicht wirksam.
- Das Setzen von Filtern löscht keine statistischen Werte rückwirkend.
- Das Setzen von Filtern ist ein Fass ohne Boden – denn täglich kommen neue Spam-Bots hinzu.
- Das Filtern verhindert nicht die Spam-Besucher der unliebsamen Referrer.
- Die Manipulation von .htaccess und robots.txt erweitert den Code unnötig und passiert zu Lasten der Server-Performance.
Diese Gründe sind einleuchtend und nachvollziehbar und zeigen auf, wie wenig wirkungsvoll Abwehrmaßnahmen sind. Dennoch gibt es Gründe, zumindest grob Filter einzusetzen und dadurch einen Großteil der Spamaufrufe aus der Google Analytics Statistik zu verbannen:
In solchem Falle spricht gewiss nichts dagegen, die einfache Filterfunktion bei Google Analytics mit einem Häkchen zu versehen und dadurch bekannte Spam Referrer aus der Statistik zu nehmen. Dieser Schritt ist denkbar einfach und mit wenigen Klicks im Analytics Account erledigt:
Verwalten > Einstellung der Datenansicht > Häkchen setzen > Speichern > erledigt.
Inwieweit darüber hinaus gehende Bemühungen zur Reduzierung von Spam-Aufrufen sinnvoll sind, muss im Einzelfall abgewogen werden, weil damit “Nebenwirkungen” einhergehen können.
8. Wie kommuniziert man als Site-Inhaber Statistiken an Kunden?
Eine Diskrepanz ergibt sich allerdings. Sind Website-Betreiber sowie Kunden und Kooperationspartner auf dem gleichen Wissensstand?
Was kann man als Website-Inhaber tun, um dem Gegenüber zu vermitteln, warum Besuche von Bots und Spinnern weder schädlich noch unnormal sind und warum sie keinesfalls die Qualität einer Website mindern? Denn letztlich sind es die Besucher-Fakten, die zählen und bilden somit die Grundlage bei der Entscheidungsfindung, ob eine Kooperation zustande kommt.
Selbstverständlich hat das Ernesto Ruge so nicht gesagt und auf keinen Fall sollte man so mit Geschäftspartnern kommunizieren. Doch wie kann man als Website-Betreiber das brisante und doch fast schon unwichtige Thema plausibel an Kooperationspartner, Kunden und Auftraggeber kommunizieren?
Hierfür gibt es eine Lösungsansätze, wie man potenziellen Partnern gegenübertreten kann.
- Wenn du einem möglichen Partner deine Statistiken vorlegst, retuschiere so, wie in der ersten Graphik die Links zu den Spam Referrern. Dies ist ein Schutz für deine Kunde, damit dieser nicht in Versuchung gerät, dem Spam Referrer einen Besuch abzustatten. Denn genau hierin liegt ein großer Teil des fragwürdigen Geschäfts solcher Referrersites.
- Erkläre, dass sich Spam Referrer nur theoretisch, aber niemals praktisch vom Website-Besuch abhalten lassen.
- Kommuniziere, dass Spam Besucher nicht zu verhindern sind und nicht deshalb nicht zu den Rankingfaktoren zählen.
- Argumentiere damit, dass Spamreferrer in der Regel eine Verweildauer von 00:00:00 generieren. Dies ist ein wichtiges Indiz, dass überhaupt kein Seitenaufruf erfolgt, sondern die Signale direkt über die Google Analytics ID gesendet werden.
- Trumpfe mit dem Argument, dass Einträge in die robots.txt sowie in die .htaccess zu Lasten deiner Server-Performance gehen und du deshalb bewusst auf entsprechende wirkungslose Einträge verzichtest.
Überzeuge deinen potenziellen Partner, dass du deine Zeit lieber in hochwertigen Content investierst, anstatt täglich neuen Spam Referrern hinterzujagen, um sie anschließend über Filter aus den Statistiken auszugliedern. - Hebe die Zahl authentischer Besucher und deren durchschnittliche Seitenaufrufe und Verweildauern in den Vordergrund. Denn nur das ist es, was wirklich von Interesse ist.
Gerne darfst du auf meinen Artikel verweisen.
Das Wichtigste: Bleibe gegenüber Kunden und Partnern stets freundlich und aufgeschlossen; wirke nicht belehrend und besserwisserisch, sondern argumentiere mit den Worten, dass du dich intensiv mit dieser Thematik auseinandergesetzt und für dich (!) entschlossen hast, lästigen Spam Referrern keine Aufmerksamkeit mehr zu widmen, sondern dein Fokus auf Mehrwert-Content und guter Performance liegt. Diese Offenheit gepaart mit Souveränität ist bei Auftraggebern, Kunden und Geschäftspartnern gerne gesehen und zeugt von Sachverstand, Transparenz und einer sauberen Arbeit, die letztlich jeder Geschäftspartner zu schätzen weiß.
Extra-Tipp: Ein kleines Experiment
Abschließend möchte ich dich zu einem kleinen Experiment einladen, mit dem du auch deinem Gegenüber plausibel belegen kannst, dass Spam Referrer nicht einmal eine Website aufrufen müssen, um “Pseudo-Besuche” zu generieren.
Aktivieren bei Google Analytics eine User-ID. Diese binde nirgends ein. Schon nach wenigen Tagen wirst du sehen, dass die Statistik dir zahlreiche Besucher von Spam Bots anzeigen wird.
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